Sie gilt als die „Königin der Gewürze“ und reiht sich gemeinsam mit Safran in die Riege der wertvollsten und edelsten Gewürze der Welt ein. Schon die Azteken und Inkas hatten eine Vorliebe für die feinen, aromatischen Schoten und aromatisierten Kakao und zahlreiche Speisen mit dem exquisiten Gewürz. Auch als Heilmittel und Parfüm zur Betörung des anderen Geschlechts erfreute sich die Vanille anno dazumal großer Popularität. Europa kann hingegen lediglich auf eine erstaunlich kurze Geschichte zurückblicken. Erst als die Spanier um 1519 Mexiko eroberten, entdeckte man auch das Gewürz mit dem einzigartigen Geschmack. Schnell machte die Kunde von der Kostbarkeit in der alten Heimat die Runde und so kam es, dass besonders die betuchte europäische Gesellschaft geradezu süchtig nach Vanille war. Selbst die englische Königin Elisabeth I. liebäugelte täglich mit den braunen Schoten. Ihr Apotheker servierte ihr regelmäßig mit Vanille gewürzten Pudding und schon bald weigerte sich Ihre Majestät, irgendetwas zu essen oder zu trinken, das nicht mit Vanille aromatisiert war. Das erlesene Gewürz war jedoch lange Zeit maßlos überteuert und auch schwer zu beschaffen. Denn über 300 Jahre lang hielten die Spanier das mexikanische Vanille-Monopol. Alle Versuche, die Pflanze außer Landes zu schmuggeln, um sie in anderen tropischen Gebieten zu züchten, scheiterten. Erst um 1864 gelang der Anbau auf der französischen Insel Bourbon (heute La Réunion). Die spanische Herrschaft über die Vanille war somit gebrochen.
Was wäre die kreative Kochkunst ohne Vanille? Abseits der verbreiteten Verwendung im üblichen Küchenalltag für Puddings, Saucen, Cremes, Kuchen, Eis, Kompotte und Kakao haben die Schoten aus der Familie der Orchideen noch viel Potenzial. Französische Spitzenköche haben es vorgemacht und marinierten Tomatensalat mit reinem Himbeeressig, hochwertigem Olivenöl und Vanille. Die Bandbreite der Anwendungsmöglichkeiten wird in der modernen Küche ständig erweitert. So veredelt man im auslaufenden 20. Jahrhundert auch Geflügel- und Wildfleisch mit dem Schotenaroma zu einem fulminanten Genuss. Ebenso Fisch und Meeresfrüchte werden in Kombination mit dem feinen Vanillegeschmack zu einer Erfahrung der besonderen Art. Experimentierfreudige Profiköche haben an einer „Paarung“ der Vanille mit Kardamom, Nelken, Ingwer, Chili und Pfeffer ihre Freude. Auch der gemeinsame Einsatz mit Knoblauch, der ja im Volksmund als „Vanille der armen Leute“ bezeichnet wird, kann eine spannende Erfahrung für die Geschmacksknospen bedeuten. Also egal, ob als Zutat einer Crème Brûlée oder extravagant zum Rehbraten – Vanille ist immer eine kleine Sünde wert!
Eine erwähnenswerte gesundheitsfördernde Wirkung kann Vanille nicht vorweisen. Vielmehr gilt sie als Künstlerin, was die Seele und das Wohlbefinden angeht. Vanille kann entspannend sowie stimmungsaufhellend wirken und aus der Bahn geworfene Emotionen wieder in Balance bringen. Auch übermäßigem Stress, Müdigkeit und Mattheit soll Vanilleduft entgegenwirken. Manch einer sagt ihr eine Steigerung der Lebensfreude und positive Wirkung auf Kreativität und Phantasie nach. Ebenso wissenschaftlich nicht erwiesen, aber immer wieder gern wiederbelebt wird der Mythos, dass Vanilleduft den Heißhunger auf Schokolade und andere Süßigkeiten stillen kann.
Vanillylalkohol, Anissäure, Vanillinsäure, P-Hydroxybenzaldehyd, Vanillin, (3-Hydroxy-4-methoxybenzaldehyd), Piperonal (Heliotropin)