Kaum ein anderes Kraut fand bereits in der Antike eine derartige Beachtung wie der Rosmarin. Er galt in vielen Kulturen als heilig und wurde dementsprechend verwendet. Mit Kränzen aus Rosmarin ehrte man nicht nur griechische Götter und schmückte römische Hausgottheiten, es wurde mit ihm auch der Toten gedacht und man bot ihn als Liebesbeweis dar. Belege für das frühe Vorkommen des Rosmarins finden sich bereits in ägyptischen Königsgräbern – die alten Ägypter gaben ihren Toten Rosmarinzweige in die Hände, um ihnen die Reise in das Land der unsterblichen Seelen mit ihrem Duft zu versüßen. Nach Mitteleuropa gelangte das fein duftende Kraut wahrscheinlich mit christlichen Mönchen. Im Mittelalter wurde Rosmarin vorwiegend zu medizinischen Zwecken eingesetzt. Man verbrannte ihn zur Luftreinigung in Krankenzimmern und in Pestzeiten trug man ein Säckchen mit Rosmarin um den Hals, um eine Ansteckung zu verhindern. Darüber hinaus wurde aus Rosmarin im 16. Jahrhundert das erste destillierte Parfüm gewonnen, das sogenannte „Aqua Reginae Hungariae“.
Rosmarin stammt aus dem Mittelmeergebiet und wird vermutlich seit über 3000 Jahren als Gewürz- und Arzneipflanze genutzt. Hauptanbauländer sind die Türkei, Dalmatien, Griechenland, Südfrankreich und Spanien. Größere Plantagen gibt es auch in den USA.
Rosmarin gehört zu den Lippenblütlern. Er ist ein immergrüner, bis zu 2 m hoher Strauch, dessen blaue Blüten typisch für die Mittelmeerländer sind. Geerntet wird in den Monaten Juni/Juli, noch bevor die Nadeln braun werden. Das ätherische Öl, das unter anderem auch Kampfer enthält, ist für seinen intensiven, herb-bitteren Geschmack verantwortlich.
Rosmarin ist das wichtigste Gewürz in den „Kräutern der Provence“ (Oregano, Thymian, Rosmarin, Bohnenkraut, Basilikum …). Als Geflügelkraut darf er in keinem Huhn- oder Truthahngericht fehlen. Sein Aroma verfeinert auch Lamm-, Rind- und Schweinefleischgerichte, kräftige Gemüsesorten wie Auberginen, Paprika, Tomaten (Ratatouille), Suppen, Saucen und Pilze.
Schon seit Karl dem Großen ist Rosmarin fester Bestandteil der Naturheilkunde. Er soll sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet über zahlreiche wohltuende Wirkungen verfügen. Als Tee und als Würzkraut empfehlen ihn Kräuterkundige zur Verdauungsförderung und zur Belebung des Kreislaufes. Rosmarinöl wird in der Aromatherapie gegen niedrigen Blutdruck und zur Steigerung der Gedächtnisleistung eingesetzt. Ein Rosmarinbad soll außerdem Linderung bei rheumatischen Beschwerden und Krämpfen verschaffen. Der Volksglaube spricht dem Kraut auch eine verjüngende und energetisierende Wirkung zu.
Myrcen, Linalool, Geraniol, Limonen, 1,8-Cineol, Borneol, Campher, Verbenon, ß-Caryophyllen, Rosmanol, Eugenol, Carnosolsäure, Rosmarinsäure, Kaffeesäure
1,5-2,5 % ätherisches Öl, Cineol, Genkwanin, Apigenin, Luteolin, Diosmetin