Sternanis, Zimt und Nelke gelten in unseren Breiten als die Weihnachtsgewürze schlechthin. Sie begleiten uns mit ihren lieblichen, herben, würzigen und süßen Aromen durch die Adventzeit, sei es mit ihrem unwiderstehlichen Duft, ihrem würzigen Geschmack oder ihrem unverwechselbaren Aussehen. Sie einzig darauf zu reduzieren, würde ihnen allerdings kaum gerecht werden, denn die drei Geschmackswunder sind weitaus vielseitiger.
Die drei Gewürze glänzen neben süßen auch in pikanten Gerichten und schenken auch Getränken Geschmack. Darüber hinaus sind die drei in Gewürzmischungen wie Garam Masala oder dem chinesischen Fünf-Gewürze-Pulver vereint. Alle drei Gewürze haben ihren Ursprung im asiatischen Raum und sind über lange Handelswege schließlich nach Europa gelangt. Im Laufe ihrer jahrtausendealten Geschichte wurden sie als Kostbarkeiten teuer gehandelt und nicht nur aufgrund ihrer Würzkraft, sondern auch wegen der medizinischen Wirkung, die ihnen zugeschrieben wurde, hoch geschätzt.
Geheimnisvoll und exotisch präsentiert sich die viele tausend Jahre alte Geschichte der Gewürznelken, die seit jeher als begehrtes, teures Handelsgut galten. Die zur Familie der Myrtengewächse gehörenden immergrünen Nelkenbäume haben ihren Ursprung in Asien, auf den indonesischen Molukken. Von dort aus haben die getrockneten Knospen, die Nelken, in der Antike ihren Weg nach Europa gefunden. Neben ihrem kulinarischen Einsatz wurden ihnen stets auch heilende Kräfte beigemessen. Ihr Aroma ist als intensiv, süß sowie bitter zu beschreiben. Hochwertige Nelken geben etwas Öl ab, wenn sie eingeritzt werden. Außerdem schwimmen sie entweder senkrecht im Wasser mit dem Kopf nach oben und dem Stiel nach unten oder sinken im Wasser zu Boden – beides ein Qualitätsmerkmal.
Sternanis verdankt den Namen seiner Form sowie seinem anisähnlichen Geschmack. Anders als Anis, der zu den Doldenblütlern zählt und ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum stammt, wächst der Sternanis auf einem in Südchina und im Norden Vietnams beheimateten immergrünen Magnolienbaum. Als Gewürz genutzt werden die getrockneten Früchte dieser Pflanze, die über 100 Jahre alt werden kann. Der Geschmack ist in der, die Samen umgebenden, sternförmigen Hülle zu finden und lässt sich als intensiv, süß sowie scharf mit frischem Nachgeschmack beschreiben. Während das auch unter dem Namen „Chinesischer Anis“ bekannte Gewürz in seiner Heimat seit etwa 3.000 Jahren in Heilkunde und Küche genutzt wurde, war es in Europa lange unbekannt und hat seinen Weg dorthin erst vor ein paar hundert Jahren gefunden.
Einst war Zimt sagenumwoben und unbezahlbar teuer. Es kursierten phantasievolle Geschichten um seine Herkunft, welche die Händler wohlweislich nicht preisgeben wollten. Das kostbare Gewürz kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, in China ist es bereits seit 2.500 v. Chr. bekannt. Nach Europa wurde es erst etwa 900 Jahre später gebracht. Zimt besteht aus der Bauminnenrinde eines tropischen Lorbeergewächses, die sich beim Trocknen zu Stangen aufrollt. Als wichtigste von vielen Arten werden Ceylon-Zimt (Kaneel), China-Zimt (Cassia) und Cassia vera aus Indonesien unterschieden.
Kaneel hat seine Wurzeln in Sri Lanka, das früher unter dem Namen Ceylon bekannt war, und besticht durch sein feines Aroma und seinen niedrigen Cumarin-Gehalt. Eine Ceylon-Zimt-Stange wird aus mehreren ineinandergesteckten Schichten dünner Rinde hergestellt. Kaneel macht jedoch nur einen geringen Anteil des gesamten Zimtverbrauchs aus. Cassia-Zimt-Stangen dicker, dunkler und cumarinhaltiger als Kaneel, ihr Geschmack ist herber. Cassia stammt aus dem Süden Chinas und ist heute auf dem Markt weit verbreitet. Damit nicht zu verwechseln ist Cassia vera, der durch feinen Geschmack und ausgewogene Würzkraft überzeugt. Bei Zimt gilt, je dünner und heller, desto besser die Qualität.
Ein starkes Trio sind Nelke, Sternanis und Zimt im Glühwein, dem einst als Würzwein vor allem auch gesundheitliche Funktionen zugeschrieben wurden. Angeblich nahm der griechische Arzt Hippokrates täglich eine kleine Menge davon zu sich. Sternanis wird in beliebten Grippemitteln verwendet und soll einen positiven Einfluss auf die Atemwege haben. Zudem wird ihm, ebenso wie dem appetitanregenden Zimt, eine günstige Wirkung auf die Verdauung nachgesagt. Wobei bei Zimt, aufgrund des (in China-Zimt mehr, in Ceylon-Zimt weniger) enthaltenen Cumarins, darauf hingewiesen wird, es in Maßen zu genießen. In Gewürznelken enthaltenen Stoffen wird nachgesagt betäubend und antioxidativ zu wirken.
2 l Rotwein, 1 EL Zimt gemahlen, 6 Stk. Sternanis, 3/4 EL Ingwer gemahlen, 1 TL Muskat gemahlen, 1 TL Nelke gemahlen, 1 TL Majoran, 1 TL Kardamom, 1 TL schwarzer Pfeffer und 175 g Honig. Die Zutaten aufkochen, 15 Minuten ziehen lassen, vorsichtig abseihen und zum Schluss den Honig einrühren.
Nelke, Sternanis und Zimt sind zusammen mit Szechuanpfeffer und Fenchelsamen die Komponenten des asiatischen Fünf-Gewürze-Pulvers. Diese fein vermahlene Gewürzmischung wird in der chinesischen Küche verwendet und trägt zu deren unverwechselbaren Geschmack bei.
Es existieren unzählige Varianten und Abwandlungen dieser bekannten indischen Würzmischung. Zimt und Nelken zählen neben weiteren Gewürzen zu ihren typischen Komponenten. Auch Sternanis wird der Gewürzmischung mitunter beigegeben.