Die Bezeichnung „Trendgewürz“ hat bei ihr volle Berechtigung und im Sortiment des Gewürzprofis hat sie schon lange einen Fixplatz – die Chili-Schote! WIBERG nimmt die Gelegenheit wahr und befragt die Chili selbst, nach ihren Besonderheiten sowie ihren ernährungsspezifischen Eigenschaften.
Kaum ein Gewürz hat so viel Feuer wie Sie und kaum eines steht in solchem Maß für Emotion und Temperament. Woher kommt Ihre Leidenschaft?
Meine Signalfarben in leuchtendem Gelb, Grün oder klassisch in Rot stehen für das Leben. Meine Schärfe gilt als Sinnbild für Vitalität, fremde Länder und Kulturen, exotische Küche und nicht zuletzt für den Gaumenkitzel. Ich denke, das ist der maßgebliche Grund, weshalb ich mit Emotion und Leidenschaft in Verbindung gebracht werde.
Als Gewürz haben Sie bereits Kultstatus erreicht. Können Sie uns kurz über Ihre Herkunft bzw. Ihren Ursprung aufklären?
Die Geschichte meiner Familie reicht mittlerweile bereits 9.000 Jahre zurück und führt ins heutige Mexiko. Damals wurden meine Vorfahren schon von den Ureinwohnern Zentralamerikas als Gewürze und Gemüse verwendet. Im heutigen Peru wurden wir sogar zeitweise als Zahlungsmittel akzeptiert und als Währung verwendet. 1492 brachte uns Christoph Kolumbus nach Europa, wo wir unseren Siegeszug als „temperamentvolle Schote“ fortsetzten. Heute stammen meine Artgenossen vorwiegend aus Indien, Äthiopien, China und Kalifornien.
Auch wenn Sie vornehmlich Ihrer Schärfe wegen bekannt sind, wird Ihnen dennoch eine geschmackliche Vielfalt zugeschrieben. Können Sie das bestätigen?
Von meiner Art gibt es hunderte verschiedene und jede einzelne hat ihre Berechtigung. Selbstverständlich gibt es da auch Unterschiede im Geschmack. Früher unterteilte man uns vorwiegend anhand unseres Schärfegrades, heute geht man schon etwas differenzierter an die Sache heran. Unser charakteristischer Eigengeschmack steckt vor allem in der Schale, die für die fruchtigen Aromen zuständig ist. So lassen sich Jalapeño, Guajillo, Habanero und wie wir alle heißen relativ leicht voneinander unterscheiden.
Aber wie verwendet man Sie denn dann richtig? Schließlich mag es nicht jeder Gast scharf!
Will man uns richtig dosieren, ist das anstreben des Mittelwegs sicher die beste Wahl. Man muss nicht schüchtern sein, wenn man uns in die Hand nimmt, es aber auch nicht übertreiben. Wir sind ein Gewürz, das sich wunderbar zum Nachwürzen eignet. Mit Hilfe von geeigneten Mühlen, kann der Gast bei Tisch selbst entscheiden, wie würzig er sein Essen genießen möchte. Man kann uns aber auch „entschärfen“, indem lediglich unser Fruchtfleisch verwendet wird und das Kerngehäuse samt Lamellen entfernt wird. So kommt der fruchtige Geschmack noch besser zur Geltung.
Welche gesundheitlichen Aspekte kommen bei Ihrer Verwendung zum Tragen?
Es wird uns nachgesagt, vor allem das Herz-Kreislauf-System in Schwung zu halten. Außerdem sollen wir die Gefäße geschmeidig halten und die Durchblutung fördern, was wiederum weitere, positive Auswirkungen zur Folge haben kann: die Förderung der Verdauung durch eine angeregte Darmflora, bessere Durchblutung der Extremitäten sowie sämtlicher Organe und Schleimhäute, somit lässt sich Hitze leichter ertragen. Zu guter Letzt wird uns noch ein Steigern der Libido zugeschrieben, ebenfalls hervorgerufen durch den stärkeren Blutfluss. Übrigens schon probiert: Ein Sonntagsfrühstück mit uns als Flocken im Rührei birgt wahre Wunder! Denn der erhöhte Blutfluss erleichtert den Star in den Tag!
Können Sie uns ein paar Beispiele für Speisekreationen mit Ihnen nennen? Welche Funktion haben Sie in den genannten Gerichten?
Es gibt zahlreiche Gerichte, bei denen man uns einsetzen, um salzreduziert zu kochen: Spaghetti all’aglio, olio e peperoncino beispielsweise oder Chili con carne, wo wir zusammen mit Kreuzkümmel die maßgeblichen, geschmacksgebenden Gewürze sind. Es gibt sogar Getränke, die Schoten wie mich enthalten: den Buddha Tea zum Beispiel – hier übernehmen wird eine belebende Wirkung. Nicht zuletzt kennt man uns als Bestandteil der ursprünglichen Schokolade: Dabei ergibt sich aus den Komponenten Kakao, Vanille, Honig und selbstverständlich uns, eine überaus schmackhafte Mischung, bei der das im Kakao enthaltene Fett unsere Schärfe im Zaum hält.